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понедельник, август 10, 2009

Musik in Azerbaijan

aвтор: MansurovEldar ®
 
Azerbaijaner leben heute hauptsächlich in zwei Gebieten, nämlich in der seit 1991 unabhängigen Republik Azerbaijan - früher zur Sowjetunion gehörend - und im Nordwesten Irans - dort in zwei Provinzen, West- und Ost-Azerbaijan, aufgeteilt.

In früherer Zeit war Azerbaijan durch die Eroberungen der antiken Perser in das Reich der Iraner einverleibt worden und im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neuen Eroberungen ausgesetzt. Das zum Kaukasus gehörende Gebiet der Azerbaijaner war durch seinen Reichtum an Bodenschätzen und seinen fruchtbaren Gebieten oft Ziel fremder Okkupatoren. Nach der Einwanderung türkischer Stämme im 8. - 10. Jh. wurde das Azeri-türkisch zur Sprache der dortigen Einwohner, das aber auch viele persische und arabische Begriffe enthält. Persischer und arabischer Einfluß haben auch das kulturelle Leben der Azerbaijaner geprägt, was seinen Niederschlag auch im Musikleben fand. Natürlich haben Azerbaijaner umgekehrt in manchen Bereichen auch kulturbildend auf ihre Nachbarvölker gewirkt.


1828 wurde Azerbaijan durch die Niederlage des Kadjaren Herrschers Fath Ali Schah im russisch-persischen Krieg aufgeteilt in einen nördlichen, zum zaristischen Rußland, und einen südlichen, zum Iran gehörenden Teil. Im nördlichen Teil kamen nun Azerbaijaner mittels russischen Kontaktes vermehrt mit westlicher Kultur in Berührung. Als in der Gegend um Baku, der am Kaspischen Meer gelegenen Hauptstadt dieses azerbaijanischen Teils, in der Mitte des 19. Jh. Erdöl gefunden wurde, strömten viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern dorthin. Baku entwickelte sich zu einer Stadt mit buntem Völkergemisch. Für das Musikleben bedeutete das, allerdings nur in den wenigen großen Städten, das Musiker sich vermehrt westlichen Einflüssen ausgesetzt sahen, in erster Linie jedoch russischen. So kamen Musiker und Komponisten mit der Notenschrift in Berührung. Es war bis dahin übliche Lernmethode im ganzen Orient, das die Musiker mündlichen Unterricht bekamen und ebenso diese Methode später an ihre Schüler weitergaben. Ein anderes Zentrum für azerbaijanische Musik war die in Iran gelegene Stadt Tabriz.

Die traditionelle azerbaijanische Musik kennt hauptsächlich zwei Genres: den Mugham und die Ashigh-Musik.


Mugham


Der azerbaijanische Mugham gehört zur musikalischen Tradition des iranisch-arabisch-türkischen "maqam". Er entwickelte sich vom 8. -11. Jh. in Bagdad und enthält wahrscheinlich auch byzantinische Einflüsse. Berühmte azerbaijanische und andere Autoren wie Safiyyaddin Abdulmomin ibn Yusif al Urmavi (13.Jh.), Abdulgadir Maraghy (14/15. Jh.), Al-Farabi und Mohsun Navvab (18./19. Jh.) setzten sich musikwissenschaftlich mit diesem Genre auseinander und entwickelten theoretische Grundlagen. Allmählich erhielten die einzelnen Modi feste Bezeichnungen, die z. Teil bis heute gültig sind. Die Kunst des Mugham ist bei den Völkern Transkaukasiens, Zentralasiens und des Orients beliebt und hoch geachtet.


Ein Mugham ist wie eine Suite aufgebaut - mancher spricht auch vom symphonischem Stil - und erfordert daher vom Zuhörer Aufmerksamkeit und seelische Beteiligung. Nach einer instrumentalen Ouvertüre (Daramad) folgen Gesangsteile, die von kürzeren Musikstücken (reng) unterbrochen werden, die auch Tanzcharakter haben können, oder Volksliedern (tasnif). Hauptmerkmal sind der Gesang und der Text. Das heißt aber nicht, daß die Instrumentalisten im Hintergrund bleiben müssen. In neuerer Zeit wird ein azerbaijanisches Mughamstück meist von drei Musikern vorgetragen: Dem Sänger, der auch die Rahmentrommel, Daf, Kawal, spielt, einem Kemancespieler, die Kemance ist eine Spießgeige und einem Tarspieler, der Tar ist ein Lauteninstrument. Es gibt auch Beispiele, bei denen das Orchester größer war und z. B. mit einer Klarinette, dem Zitherinstrument Qanun oder sogar einem Klavier bestückt war.


Obwohl ein Mugham nach bestimmten Regeln zu spielen ist, bietet er den Musikern doch viel Spielraum für Improvisationen, besonders kann sich hier ein guter Sänger mit virtuoser Stimmenführung hervortun. Die oben genannte Besetzung entwickelte sich im 19. Jh. vor allem im nördlichen Azerbaijan und löste Instrumente wie Ud, Ney, Tanbur und Sehtar ab. In dieser Zeit ging man auch zu einem vereinfachten Rhythmus, 6/8 und 4/4, über. Im Laufe der Zeit entwickelten sich Mughams ersten und zweiten Ranges, die jeweils wiederum in eine gewisse Anzahl von feststehenden Teilen, die Gushe genannt werden, unterteilt sind. In Iran werden die Mughams der persischen traditionellen Musik seit dem 19. Jh. Dastgah genannt. Sowohl in der Namensgebung, als auch im Tonumfang der einzelnen Modi bestehen Ähnlichkeiten.


Der Mugham entfaltete sich im städtischen Milieu unter Gelehrten und Gebildeten, wird aber auch von einfachen Leuten, die Kenner der Materie sind, geschätzt. Vorwiegend wurde und wird der Mugham im nördlichen Teil Azerbaijans gepflegt, während im iranischen Teil mehr die Tradition der Ashigh-Sänger vorherrscht. Warum sich das so entwickelt hat, bedarf noch einer genaueren Untersuchung.

Wie man aus alten Berichten weiß, sind Mugham-Aufführungen bei großen Festen, die z. B. anläßlich einer Hochzeit gegeben wurden, veranstaltet worden. In Karabakh fanden um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. zudem einwöchige Wettbewerbe statt, in deren Verlauf die Musiker ein von einer Kommission festgelegtes Programm absolvieren mußten. Ebenso fanden in Shusha, Baku und in der georgischen Hauptstadt Tiflis (Tbilisi) große Veranstaltungen statt. An diesen Konzerten waren übrigens nicht nur Azerbaijaner sondern auch Armenier und Musiker aus Iran beteiligt. Nach der Einverleibung Azerbaijans in die Sowjetunion 1920 verlagerte sich das musikalische Hauptgeschehen nach Baku.

Ein unvergeßlicher Name aus dieser Zeit ist der des Sängers Seyyed Shushinsky, der dadurch Berühmtheit erlangte, daß er, zu einem Fest in Shusha eingeladen, beim Einritt in die Stadt, das Stück "Karabakh Shekastesi" sang, so daß die Bewohner auf die Straßen und Balkone gelockt wurden.


Wie in der orientalischen Musik insgesamt spielt auch beim azerbaijanischen Mugham der Text eine wichtige Rolle. Hier werden besonders Zeilen klassischer Dichter Azerbaijans wie Fuzuli, Khaqani oder Nezami vorgetragen. In früheren Zeiten haben Sänger jedoch auch gleichzeitig die Funktion des Dichters gehabt. Im Lauf der Zeit und durch eine fortschrittliche Musikausbildung gefördert, haben sich eine Reihe von Instrumentalisten hervorgetan, die ihrerseits wiederum Schüler ausbildeten, die große Virtuosen wurden. Genannt seien hier z. B. die nicht verwandten Tar-Spieler Bahman und Malik Mansurov, Ramiz Guliev und der Kemancespieler Habil Aliev.



Gegenwärtig feiert der Sänger Alim Qasimov Erfolge mit seinen Konzerten, in denen er die Kunst des Mugham-Gesanges einem weltweiten Publikum vorführt. Im November 1999 wurde Alim Qasimov mit dem "Internationalen IMC-UNESCO-Musikpreis" ausgezeichnet. Qasimov tritt neuerdings auch mit seiner Tochter Fergana auf, die in die Fußstapfen ihres Vaters tritt. Der Ausnahmesänger hat in verschiedenen Produktionen mit westlich geprägten oder geschulten Musikern gezeigt, daß er über genug Offenheit und Begabung verfügt, um andere Musikformen mit der eigenen Tradition zu verschmelzen.


Ashigh


Eine andere, weit über Azerbaijan hinaus verbreitete, traditionelle Musikrichtung, ist die der Ashigh-Sänger. Der Begriff "ashegh" kommt aus dem arabischen und bedeutet "Liebender, Geliebter". Gemeint ist hier meistens die mystische Liebe zu Gott und ein Ashigh-Sänger im klassischen Sinn ist also ein Sänger, der von seiner erfüllten oder unerfüllten Liebe zu Allah singt oder über das Schicksal der vielen schiitischen Heiligen. Die Sänger gehören meist dem Schiitentum an. Im Lauf der Geschichte hat sich der Inhalt der Texte auch anderen, weltlichen Bereichen zugewandt. Hier werden in langen Gesängen die alten türkischsprachigen Epen vorgetragen, wie z. B. "Kur Oghlu" (Der Sohn des Blinden) aber auch später entstandene Werke wie "Leyli und Majnun" oder "Asli und Karam".


Ashigh-Sänger gibt es von Anatolien bis Zentralasien. Sie waren Vermittler alter Legenden oder Schöpfer eigener Texte, die religiös aber auch gesellschaftspolitischen Inhalts sein können. In Azerbaijan scheinen die Vorläufer der Ashigh-Sänger Ozan genannt worden zu sein, nach dem Namen des Saiteninstruments, mit dem sie sich damals begleiteten. In der Türkei gab es übrigens in jüngster Zeit Phasen, in denen man vom religiös geprägten Ashigh-Begriff abwich und den alten Namen Ozan für die Sänger benutzte.

Der Begriff Ashigh-Sänger ist relativ neuen Ursprungs und stammt wahrscheinlich aus dem 15./16. Jh. Er ist unter dem Einfluß des schiitischen Sufitums entstanden. Erst aus jener Zeit sind auch die Namen einiger Sänger überliefert.


Der Text ist das Wichtigste bei einer Ashigh-Vorführung, die Melodie und die Stimme eines Sängers sind zweitrangig, aber natürlich nicht unwichtig, um beim Zuhörer auf Resonanz zu stoßen. Der Sänger begleitet sich selbst auf einer Laute, die er meist als Rhythmusinstrument benutzt und die, je nach Region, im türkisch- persischen Sprachraum Saz, Baglama, Kopuz, Tanbur, Sehtar oder noch anders heißen kann und verschiedene Formen aufweist. Im azerbaijanischen Raum gibt es auch Ashigh-Ensembles, zu denen Blasinstrumente wie Zurna oder Balaban und Schlaginstrumente wie Naghara, Daf oder Daiyere hinzukommen. Die Melodien, die tasnif, sind einfach und werden oft mit rezitativen Teilen vermischt, bei den epischen Stücken gibt es auch rein erzählerische Teile ohne Musik. Die Ashiglar, so die Pluralform, übernehmen für ihre Weisen oft vorhandene Melodien, namhafte Sänger sind aber auch als Komponisten eigener Werke aufgetreten. Die azerbaijanischen Sänger singen meist in der hohen Stimmlage und manche würzen ihren Gesang mit einem jodelähnlichen Awazteil. Das Tempo der Stücke ist moderat mit seltenen Temposteigerungen. Ebenso sind ausgesprochen langsame Stücke eher die Ausnahme.


Hörbeispiele Azerbaijan und Iran:

Ashig Imran Gasanov - Baku (Gesang und Saz) Tadjnis

von der LP: Naleri Azerbaijanski Ashigov (Melodia, 1991)

Ashig Rassul Ghorbani - Iran (Gesang und Saz) Demir Gözallesemi

von der Kassette: Musighi-ye Azerbaijan Vol.3 (Hrsg. Iranian Music Association, 1995)


Die Texte der Ashighlar in der Türkei beinhalten vielfach neben religiöse auch allgemein gesellschaftliche Stoffe, z. B. dem Problem der Entfremdung von der Heimat bei Gastarbeitern oder auch Lobgesänge auf den Gründer der türkischen Republik Atatürk. Die Musiker können hier durchaus hervorragende Instrumentalisten sein, denn zu einer türkischen Ashigh-Vorführung gehört auch mitunter ein rein instrumentaler Teil.

Früher zogen die Sänger übers Land und traten in Teehäuser (was auch heute noch üblich ist) auf oder wurden zu Festen eingeladen. Mit dem Aufkommen der Tonträgerindustrie konnte so mancher seinen Lebensunterhalt mit dem Veröffentlichen von Schallplatten, Kassetten oder CD's verdienen, meistens jedoch sind Ashigh-Sänger Gelegenheitsmusiker, die meistens aus den unteren Volksschichten kommen. Im sowjetischen Azerbaijan und in Iran hat es auf Grund der politischen Verhältnisse in dieser Hinsicht nur wenig Spielraum gegeben, was auch den Inhalt der Texte angeht, hier mußte man sich den scharfen Zensurbestimmungen beugen. In Iran war es zu Beginn der Ära der Pahlawi Dynastie (seit 1925) verboten öffentlich türkisch zu singen, die Persifizierung des Landes wurde unter diesem Regime mit aller Macht vorangetrieben. In den 60er Jahren allerdings gab es für einige Stunden ein Radioprogramm in azerbaijanischer Sprache in Tabriz und Orumije. Nach der islamischen Revolution von 1978 hat sich hier eigentlich nur wenig geändert, auch wenn es nun einige Musikveröffentlichungen auf azeri-türkisch gibt.


Da die Ashigh-Musik sehr textbezogen ist und - von Ausnahmen abgesehen - nur begrenzt musikalische Vielfalt bietet, ist sie für Hörer, die der Sprache nicht mächtig sind, nur schwer zu vermitteln. Dennoch sollten an türkischer und hier besonders an azerbaijanischer Musik Interessierte sich eine Kostprobe dieser im vorder- und zentralasiatischen Raum beliebten Musikform, nicht entgehen lassen. In jüngster Zeit hat es in der Türkei so etwas wie eine kleine Renaissance der dort Ashik genannten Musik gegeben und es sind viele Cd's oder Kassetten neu bzw. wieder erschienen. Hier kann man, bei den jüngeren Sängern, im Bereich der Melodie eine Verfeinerung der Musik beobachten, die es auch einem westlichen Hörer leichter macht, Ashigh-Musik zu genießen.



Es gibt auch Frauen in Azerbaijan, die als Ashigh-Sängerinen aufgetreten sind. Manchmal taten sie dies auch in Gruppen. In Baku gibt es einen Verein namens "Ashug Pari Majlisi", in dem Frauen die Techniken des Asheg-Singens lernen und andere Aktivitäten ausüben. Auch in der Türkei gibt es weibliche Asheghlar, allerdings treten sie dort eher selten in der Öffentlichkeit auf.



Ein unter Azerbaijanern beliebtes Stück ist das bereits erwähnte Epos "Kur Oghlu", das z. B. in einer vier Kassetten umfassenden Einspielung des in Iran geborenen Ashigh Hassan Eskanderi vorliegt. Hier wird der Sänger von einem Balaban- und einem Qawalspieler begeleitet. Ein ebenfalls in Iran erschienenes Album mit sechs Kassetten verschiedener Ashigh-Sänger ist 1374/1995 von Anjoma-e Musighiye Iran (Musikverein des Iran) herausgegeben worden. Hier werden 12 traditionelle Sänger vorgestellt und trotz der Ähnlichkeit der Musik werden dennoch Unterschiede im Stil des Vortrags deutlich. In Azerbaijan hat es u. a. eine sieben Platten umfassende Sammlung mit Gesängen der Ashighlar gegeben.


Moderne Musik: Opern und klassische Musik


Die Bekanntschaft mit westlicher Musik hat, wie erwähnt, auch auf azerbaijanische Komponisten eingewirkt. Zu Beginn des 20. Jh. begann ein junger Komponist, der mit der Notenschrift in Berührung gekommen war, azerbaijanische Musik in dieser Art zu komponieren. Uzeyir Hajibeyli (auch Hajibeyov, Hajibekov, 1885 - 1948) wird der Vater der komponierten Musik in Azerbaijan genannt.Er schuf viele Werke konzertanter und dramatischer Natur, in denen er azerbaijanische Folklore mit westlichem Kompositionsstil mischte. Auch er mußte sich nach der gewaltsamen Besetzung derkurzlebigen azerbaijanischen Republik durch die Bolschewisten 1920 den neuen Kulturrichtlinien beugen, seine bis dahin aufgeführten Werke bekamen nun den Stempel des bourgeoisen und vorrevolutionären Stils. Dies lähmte seine Schaffenskraft. Erst in den 30ern begann er wieder damit, größere Werke zu komponieren.


Von diesen Werken gehören seine Opern auch heute noch zum Repertoire azerbaijanischer Aufführungen - allerdings nur im nördlichen Teil. Im iranischen Teil Azerbaijans hat das Komponieren von Musik im klassischen westlichen Stil erst sehr spät begonnen und dann war sie speziell persisch ausgerichtet. Diese Komponisten haben zwar Themen aus der Volksmusik der einzelnen Provinzen entnommen, diese jedoch meist als persische oder iranische Musik dargestellt.

Im iranischen Teil des azerbaijanischen Gebietes wurde einzig die Tradition der Ashigh-Sänger und der Instrumentalmusik gepflegt, es gab aber auch die sogenannte Tabrizer Schule, die besonders gute Sänger hervorgebracht hat, Sänger, wie z. B. Eqbal Azar, der aber in persischer Sprache persische traditionelle Stücke sang.

Hajibeyli's erste Oper - ein Novum für die islamischen Welt -, "Leyli und Majnun" (Uraufführung 1908), trägt noch die Bezeichnung �Mugham-Oper'. Sie enthält komponierte instrumentale Orchesterteile und improvisierte Gesangsphasen, die von einem Tar-Spieler begleitet werden. Auch das bereits genannte Epos "Kur Oghly" ist von ihm 1937 zu einer Oper verarbeitet worden. Für diese Oper erhielt der geschmähte Komponist dann aber große Auszeichnungen, 1938 den Lenin Preis, dem 1941 der Stalin Preis folgte. Eine Reihe seiner Nachfahren sind bis heute im musikalischen Bereich Azerbaijans tätig, so daß man schon von einem Hajibeyov-Clan sprechen kann.


Die Opern leben naturgemäß von der Qualität ihrer Interpreten, den Sängerinnen und Sängern. Einer der berühmtesten azerbaijanischen Sänger des 20. Jh. ist Bülbül (was Nachtigal bedeutet), dessen richtiger Name Murtuza Mammadov ist. Er wurde 1897 in Shusha geboren und starb 1961. Bereits als Jugendlicher trat er in verschiedenen Orten Transkaukasiens auf. Am Konservatorium in Baku studierte er von 1921 - 1926 Musik und wurde ausgebildeter Opernsänger. Danach reiste er nach Italien, um seine Kenntnisse zu vervollständigen. 1931 kehrte er zurück und trat in vielen Rollen auf, so sang er 1937 in Hajibeyli's Oper "Kur Oghly" den Part des Alyar. Neben diesen Opernrollen sang er auch azerbaijanische Volkslieder und Mugham. In den 80er Jahren erschien in der Sowjetunion eine Box mit fünf Schallplatten auf der ein kleiner Teil seines gesanglichen Schaffens zu bewundern ist.

Auch spätere Komponisten haben immer wieder Stoffe aus der klassischen Literatur für ihre musikalischen Werke aufgegriffen, so z. B. Gara Garayev (1918 - 1982), der 1947 das


symphonische Werk "Leyli und Majnun" und 1952 das Ballett "Die sieben Schönen", beide nach Texten von Nezami, schrieb.


Der in Ganje (zu Sowjetzeiten Kirowabad) geborene Fikret Amirov (1922 - 1984) ist ein weiterer - auch im Westen - bekannter und vielseitiger Komponist, der nicht nur azerbaijanische Folklore und Mugham-Stücke sondern auch darüber hinaus andere Themen orientalischer Musik verarbeitete. Er schuf neben Opern und konzertanten Werken auch einige sehr beliebte Ballette, z. B. "Nasimi" und "Arabian Nights". Viele seiner Werke sind mit der azerbaijanischen Musiktradition verbunden. Es gibt von ihm auch mehr als einhundert reine Bearbeitungen von Volksliedern, was die starke Verbindung zur heimatlichen Musik ausdrückt. Amirov hat sich aber auch von persischen klassischen Dichtern wie Hafez oder Saadi inspirieren lassen, so z. B. in seinem symphonischen Mugham-Stück "Gülistan Bayati Shiraz" von 1968.


Azerbaijanischen Komponisten der Neuzeit gelang es immer wieder in ihren Werken eine Synthese zwischen westlicher und östlicher Musik zu schaffen. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür ist Haji Khanmammadov's "Concerto für Tar und Orchester" von 1968, das natürlich für einen Tarspieler eine virtuose Herausforderung ist. Die drei letzten Komponisten haben übrigens ihre Ausbildung am Bakuer Konservatorium, das den Namen Hajibeyov trägt, erhalten. Die dortige Ausbildung erfolgte, wie allgemein in der Sowjetunion üblich, nach westeuropäischem Vorbild.

Auf Grund der sowjetischen Parteidoktrin hatten es moderne Komponisten weitaus schwieriger ihre Musik zu veröffentlichen, als ihre oben genannten Kollegen, die mehr im neoklassischen, neoromantischen Stil komponierten.


Zu den Vertretern der Avantgarde gehört die 1947 in Baku geborene Frangiz Alizade. Auch sie benutzt traditionelle Musikstrukturen in ihren Stücken. Im Stück "Habil-sajahy" (Im Stil von Habil) für Cello und präpariertes Klavier von 1979, gelang ihr eine Synthese zwischen diesen beiden extremen Polen. Die traditionelle Musik Azerbaijans hat sie sich aber erst nach ihrer Ausbildung angeeignet, denn: "Im Elternhaus wurde sie angehalten das Klavierbüchlein der Anna Magdalena Bach zu üben; sie aber auch das komplizierte Mugham-System zu lehren, auf dem die traditionelle azerbaijanische Kunstmusik beruht, habe man versäumt."

Beeindruckend gelang ihr auch "Mugham Sayagi" von 1993, das vom Kronos Quartett eingespielt wurde und in dem ebenfalls Moderne und Tradition in kontrastierender Form miteinander verbunden sind. Alizade ist auch als Pianistin und Musikwissenschaftlerin tätig. Seit 1992 lebt sie vorwiegend im Ausland.


Moderne Unterhaltungsmusik


Neben den bisher genannten Musikformen hat sich, wie überall in der Welt, auch bei den Azerbaijanern die moderne Unterhaltungsmusik, der Schlager, durchgesetzt. Vor allem aus dem nördlichen Teil sind uns viele Sängerinnen und Sänger bekannt, die mit Schallplattenveröffentlichungen Bekanntheit erlangten. Die Lieder stammen zum großen Teil aus dem Volksliedrepertoire oder wurden in diesem Stil komponiert und mit zeitgemäßen Rhythmen und zusätzlichen Instrumenten bereichert. Es gab durchaus Interpreten, die gleichzeitig Mugham und moderne Schlager gesungen haben.

Zeynab Khanlarova gehört zu dieser Kategorie. Sie sang in der Mugham-Oper "Leyli und Majnun" die Rolle der Leyli und veröffentlichte mehrere Schallplatten mit Volksliedern und moderner Unterhaltungsmusik.


Auch der auf Opernbühnen Azerbaijans berühmte Sänger Raschid Behbudov (1915 - 1989) ist hier zu nennen, der als Asgar in der überaus populären Oper von Hajibeyli "Arschin Mal Alan" genauso wie mit schlagerähnlichen Liedern Erfolge feierte.

Die Liste der zu nennenden Sängerinnen und Sänger wäre zu lang, um sie hier alle aufzählen zu können: Schokat Alekbarova, Khadija Abbassova, Ilhama Gulieva, Sakina Ismailova, Nissa Gassimova etwa sind bekannte Sängerinnen und Mamedov Gülagham, Mamad Bagher, Aref Babajev, Djanali Akberov oder Abulfat Aliev gehören zu den vielen nennenswerten Sängern, die teilweise auch Mugham gesungen haben.


Die meisten Lieder sind rhythmisch betont, oft wird zu ihnen auch getanzt. Sie lehnen sich vielfach an Volksliedstrukturen an und werden auch wie diese instrumentiert. Wir hören das Saiteninstrument Tar und die Kniegeige Kemance, sowie Garmon - ein Akkordeoninstrument -, ferner die üblichen Schlaginstrumente Daf und Naghare. Hinzu können Klarinette, elektrische Gitarre, Klavier, Streicher und Schlagzeug kommen. Natürlich hat sich in den letzten zehn, fünfzehn Jahren auch hier einiges getan, moderne westliche Grooves und Sounds wurden von azerbaijanischen Unterhaltungsmusikern aufgegriffen und für ihre Zwecke benutzt. Sogar der Mugham-Virtuose Alim Qasimov hat sich anstecken lassen und bei einer CD mitgewirkt, auf der sein Gesang mit elektronischen Rhythmen unterlegt ist (Alim Qasimov & Coldünya: Oyanis).


1999 erschien in Baku eine CD mit dem Titel "Industrial Mugham" mit den Sängerinnen Gulyaz und Gulyanag Mammadova, komponiert, mit Hilfe eines Synthezisers und eines Computers und unter zur Hilfenahme aktueller westlicher Techno-House-Musik, von Aytan Ismikhanova (Foto links). "Wir wollten", so die Komponistin, "Tanzmusik schaffen, doch gleichzeitig den Jugendlichen den Mugham nahe bringen", denn wenn man mit den azerbaijanischen Kids von heute über Mugham spräche, verzögen die meisten ihr Gesicht und würden sagen: "Glauben Sie, wir hören heute noch diese Musik?"

Hier wird ein kulturelles Problem sichtbar, das sicherlich auf die meisten, wenn nicht sogar auf alle, der ehemaligen Sowjetrepubliken zutrifft: Der Kulturclash mit dem Westen verdrängt massiv traditionelle Strukturen, was man besonders im Bereich der Musik und des Films beobachten kann. Auf der anderen Seite kommt diese Mischform in der Musik dem gegenwärtigen Trend zu einer sogenannten Weltmusik entgegen. Hier gibt es z. B. in der Türkei seit einigen Jahren interessante musikalische Beispiele (und ich meine hier nicht die sogenannte Arabesk-Schlagermusik), die aus der reichhaltigen Musik des orientalischen Raumes schöpfen und nur mäßig westliche Musikformen mit einbeziehen.


Eine azerbaijanische Musikerin, die, wie Qasimov, ebenfalls weltweit ihr Publikum begeistert, ist Aziza Mustafazadeh. Sie wurde in Baku geboren. Beide Eltern waren Musiker: Ihr Vater, Vagif Mustafazadeh, war Pianist und Komponist und wurde dadurch berühmt, dass er Jazz und Mugham miteinander verschmolz. Seine Frau Eliza Mustafazadeh war eine klassisch ausgebildete Sängerin aus Georgien. Mit 17 gewann Aziza den Thelonious-Monk-Klavierwettbewerb in Washington, D.C., bei dem sie mehrere Kompositionen von Monk spielte, allerdings in dem ihr eigenen, vom Mugham inspirierten Stil. Etwa zur selben Zeit zog sie mit ihrer Mutter nach Deutschland und konzentriert sich seither ganz darauf, ihre eigene, unverkennbare Musikrichtung zu entwickeln. Auf bisher 6 CD's und in vielen Konzerten zeigt die oft als "Princess of Jazz" bezeichnete Ausnahmemusikerin, daß sie über Einfallsreichtum und virtuoses Können verfügt.

Kein geringerer als der Jazzgitarrist Al di Meola sagte über ihr Spiel: "Aziza ist ein Genie, als Komponistin wie als Musikerin. Ihre Musik sagt mir sogar noch mehr als der normale Jazz, denn was ich bei ihr höre, ist ihre eigene Kultur. Ich höre Azerbaijan."


Azizas Vater, Vagif Mustafazade, wird allgemein als der "Vater des Jazz" in Azerbaijan bezeichnet. Er war Pianist und konnte genausogut klassische Musik westlicher, wie östlicher Prägung spielen. Ende der 60er Jahre begann er - so weit es ideologisch erlaubt war - in einem Trio Jazzmusik aufzuführen. Auch er benutzte Strukturen der Mugham-Musik in seinen lyrischen und einfallsreichen Improvisationen und schuf damit den für Azerbaijan typischen "Mugham-Jazz". Nur 39jährig starb er bereits 1979 an einem Herzinfarkt.

Auch klassische Komponisten wie Garayev oder der ebenfalls als Dirigent berühmte Niayzi (der aus dem Hajibeyov-Clan stammt) schrieben Stücke mit Jazzcharakter. Die Resonanz in der Bevölkerung auf diese Neuerungen in der Musik wurden allerdings nur von einem kleinen Kreis intellektueller Zuhörer akzeptiert. Ein Nachfolger aus dieser Schule ist gegenwärtig der Saxophonist Rain Sultanov, der 2003 in Baku die beachtenswerte CD "City of Jazz" herausbrachte, auf der u. a. auch ein Ud-Spieler mitwirkt.


Ohne Zweifel hat die Musik im azerbaijanischen Norden im 20. Jh. eine große Entwicklung gemacht und eine Fülle von begabten Musikern, schöpferischen und interpretierenden, hervorgebracht. Gleichzeitig hat man die alten Traditionen nicht vernachlässigt und sie weiterhin gepflegt. Mit der Unabhängigkeit von 1992 ist eine neue Zeit angebrochen, leider hat der Krieg mit Armenien um Nagorny Karabakh Anfang der 90er, einen großen Schatten der Trauer auf die junge Republik gelegt, was auch zur Lähmung der Gesellschaft führte. Rund zehn Jahre später, im 21. Jh. angekommen, wird das Musikgeschehen von der westlich orientierten Jugend bestimmt und stagniert vorübergehend im Nachahmen englischsprachiger Pop-Musik, die via Fernsehen und Internet zu ihnen gelangt. Die Azerbaijaner haben in der Vergangenheit jedoch gezeigt, daß sie fähig sind, ihre traditionellen musikalischen Wurzeln mit dem Neuen zu verbinden und aus dieser Synthese etwas eigenes zu schaffen.


Für denjenigen, der nun neugierig auf azerbaijanische Musik geworden ist, stellt sich die Frage, wo bekommt man diese? Leider gibt es sehr wenige CD's, die auf dem hiesigen Markt erhältlich sind. Qasimov und Aziza Mustafa Zadeh kann man leicht kaufen, bestellen - oder in Bibliotheken auszuleihen. Klassische Musik von Fikret Amirov oder anderen Komponisten ist ebenfalls auf diesen Wegen zu kriegen. Ebenso gibt es Sampler mit azerbaijanischer Volksmusik. Insgesamt aber wird die Ausbeute recht mager ausfallen, azerbaijanische Musik ist nahezu unbekannt. (Sollten Sie nichts finden, schreiben sie mir ein Mail, ich versuche Ihnen zu helfen)

Im Internet gibt es dagegen etliche Seiten, auf denen diese Musik als Kostprobe oder als ganze Stücke zu hören oder downzuloaden sind.

Auf der englischsprachigen Homepage von Azerbaijan international gibt es weitere und reichliche Informationen zu Azerbaijan betreffende Themen und auch jede Menge kurze Sampler azerbaijanischer Musik, dort kann man auch CD's bestellen, allerdings werden diese aus den USA geliefert. Azerbaijanische Musik aus dem Iran bekommt man mitunter in iranischen Geschäften, manchmal auch nur als Kassetten.
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